Vermischtes

Ich bettel nicht mehr um Unterschriften – Update!

Mein letzter Artikel hat im Verhältnis zu irgend einem Artikel mit politischem Inhalt sehr viel Resonanz erhalten. Das ist leider typisch piratig und bestätigt zudem meine Wahrnehmung, dass wir extrem in einer Filterblase leben. Da ich absolut nichts davon halte, den vorigen Artikel einfach zu depublizieren, möchte ich direkt und öffentlich zu einigen Kritikpunkten Stellung beziehen.

1. Wählerbeschimpfung

Dieser Kritikpunkt ist voll auf berechtigt und ich bitte um Entschuldigung dafür. Eine Wählerbeschimpfung war mit dem Artikel nie beabsichtigt gewesen, aber die Wortwahl hat diese Schlüsse eindeutig zugelassen.

2. Demotivation aktiver Piraten

Ein Rant wie der, um den es hier geht, ist tatsächlich ein ausgesprochen demotivierender Text ausgerechnet für jene, die aktiv arbeiten und sich bemühen. Und es sind wie immer leider die Menschen, die am wenigsten gemeint sind, die sich angesprochen fühlen. Meine Wortwahl war auch da nicht immer passend. Aber es zeigt trotzdem sehr deutlich, wen wir eigentlich erreichen. Nämlich in erster Linie uns selbst!

Trotz teils guter und wichtiger Arbeit in den Parlamenten, waren die Ergebnisse im Saarland, Schleswig-Holstein und NRW niederschmetternd. Trotzdem agieren wir danach nicht anders als die so genannten etablierten Parteien mit der Devise: Durchhalteparolen ausgeben, Augen zu und durch.

Wir stellen das System nicht in Frage, sondern ordnen uns ihm unter, sehenden Auges, dass das System darauf angelegt ist, keine Veränderung zu ermöglichen. Was meine ich damit? Seit über zehn Jahren bin ich jetzt aktives Mitglied und erlebe mehr oder weniger immer dasselbe. Wir raffen uns auf, sammeln Unterschriften, hängen Plakate, machen Infostände und sammeln dann alles wieder ein. Anschließend erleben wir den Verlust aktiver Mitglieder, die sich verausgabt haben und leider oft komplett abtauchen, anstatt erst mal einfach eine Auszeit zu nehmen. Nach den Wahlen nimmt man sich vor, mehr politisch und inhaltlich zu arbeiten. Aber kaum hat man sich etwas erholt, geht der nächste Wahlmarathon schon wieder los. Und das wird zunehmen, jetzt wo wir in keinem Länderparlament mehr vertreten sind. Das ist systemisch und wird seltsamerweise nicht hinterfragt.

Warum ich die Piratenpartei nicht verlasse und wo ich ihre größten Chancen sehe, habe ich ausführlich in meinem Blogpost “Warum die Nr. 1 an Bord bleibt!” dargelegt. Eine weitere 1.0 Partei, wenn auch mit netzpolitischen Inhalten, braucht dies Land nicht und wenn man sich die letzten Wahlerfolge ansieht, sehen die meisten Wähler das leider genauso. Auf kommunalpolitischer Ebene sieht das etwas anders aus und dort macht 1.0 in den meisten Fällen auch noch Sinn.

Diese Partei hatte Ihren Höhepunkt, als innovative und konservative Kräfte gemeinsam für eine Veränderung der Politik kämpften unter dem Slogan “Demokratieupdate 2.0”. Von den innovativen Kräften sind nicht mehr viel übrig. Die Konservativen haben ihre Vorstellung von 1.0 weitesgehend umgesetzt, und wie man sieht, mit durchschlagendem Erfolg;)

3. Dieses Thema gehört nicht auf eine öffentliche, offizielle Seite der Piraten

Anstatt das wir einmal inne halten und gemeinsam reflektieren, was schief gelaufen ist, und zwar nicht nur mit uns selbst, sondern am ehesten mit jenen, die uns unterstützt und gewählt haben, stürzen wir uns in die nächste Arbeit, um nach einem höchstwahrscheinlich wieder nicht sehr erfolgreichen Bundestagswahlkampf uns die Wunden zu lecken und weitere Aktive zu verlieren.

Letztendlich war das, was ich jetzt dargelegt habe, meine eigentliche Intention des kritisierten Artikels. Die Resonanz hat mir gezeigt, dass mein Frustrationsgrad doch niedriger als gedacht ist und dadurch mein Wortwahlvermögen gelitten hat. Deshalb noch mal meine Bitte um Entschuldigung bei jenen, die sich unverdient verletzt oder angegriffen gefühlt haben.

Eine Diskussion über das Weiter halte ich immer noch für absolut notwendig! Und diese Diskussion sollte man nicht im geschlossenen Kämmerlein führen, sondern besonders bei und mit jenen, die uns wählen sollen. Aus dem Grunde werde ich, trotz der gravierenden Mängel, den kritisierten Artikel nicht löschen und hoffe auf eine weitere, fruchtbare Auseinandersetzung.

Erich

1 Kommentar zu “Ich bettel nicht mehr um Unterschriften – Update!

  1. Alex_plackbeard

    Danke für diesen Kommentar und ein deutlich machen worum es dir ging.

    Gruß aus Bremerhaven, Alex

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